Braten sind eigentlich die Spezialität meiner Eltern. Beide haben dabei sehr wichtige aber unterschiedliche Rollen. Während Mama die Kreative ist und sich neue Füllungen, Beilagen oder Marinaden einfallen lässt, ist Papa der Kontrolleur, der darauf Acht gibt, dass das Fleisch ja häufig genug gewendet wird, die richtige Temperatur eingestellt ist, es innen noch schön saftig bleibt und dann auch das Zerteilen übernimmt.
Braten sind in meiner Familie generell sehr stark verankert, da wir früher, als meine Großeltern noch die Bäckerei führten, den allerallerbesten Ofen zum Braten zur Verfügung hatten. Zu dieser Zeit, rund um Martini (11.11), kamen Liebhaber von überall und brachten ihre Gänse und Enten, und Opa hat sie alle fürsorglich in den Ofen geschoben und gebraten. Ja, sogar Wirtshäuser brachten ihre Gänse zu uns in die Bäckerei. Es hatte beinahe den Anschein als hätten wir das Metier gewechselt. Also stapelten sich neben frischen Semmerl, Brot und Allerheiligenstriezerl auch die großen Bleche mit den Gänsen. Der Duft nach Majoran, Bratäpfeln und eben den Aromen der Gänse war im ganzen Haus und rundherum zu vernehmen. Die Bäckerei-Tür stand ja meistens offen, also herrschte geselliges Treiben in der Backstube. Immer eine ganz besondere Zeit im Jahr.
Der große Backofen wurde aber nicht nur für Gänse und Enten verwendet, sondern auch für Schweinsbraten, Brathendl, Faschierten Braten, Geselchtes und für den Truthahn, den wir jedes Jahr zu Weihachten am 25.Dezember gemeinsam mit der Familie essen. Somit waren schon meine Großeltern wahre Meister im Braten, kein Wunder, dass auch meine Eltern dafür eine Begeisterung entwickelt haben. Ich glaube es war eine der größten Umstellungen für sie, als die Bäckerei geschlossen wurde, auf ein kleines Backrohr umzusteigen.
Und weil alle in meiner Familie so gerne und vor allem so gut im braten sind, habe ich mich dem Thema selbst noch nicht allzu viel angenommen. Außerdem brät man ja meist für eine große Familie, dann macht es meist erst richtig Sinn. Für meinen „zwei-Personen-und-ein-immer-hungriger-Hund“-Haushalt stand etwas im Ofen Gebratenes deshalb noch nicht allzu oft auf dem Menüplan. Noch dazu werden wir gerade zum Anlass eines Bratens, sehr oft bei meinen Eltern oder den Eltern meines Freundes eingeladen.
Doch jetzt, wenn es draußen richtig kalt wird und drinnen so richtig schön kuschelig, dann ist es Zeit für Braten. Und in letzter Zeit sehne ich mich ganz besonders danach. Noch dazu war die Freude, als mein Freund von einer Weinlieferung mit zwei großen Truthahnkeulen (die bei Kunden auf dem Hof leben) nach Hause kam, einfach zu groß. Innerliches Jubeln, leuchtende Augen ein leises aber doch deutlich vernehmbares Knurren im Magen. Er weiß, wie er mir Freude macht.
Also gab es dann am letzten Feiertag für uns beide ganz festlich eine Truthahnkeule auf buntem Ofengemüse mit Risi-Pisi (darauf hatte ich auch schon Ewigkeiten Lust!).
Die Truthahnkeule habe ich mit pannonischen Jausenspeck von der Fleischerei Karlo in Pamhagen und etwas Knoblauch gespickt und mit selbst gemachten Kräutersalz eingerieben. Das klein gewürfelte Ofengemüse, auf dem die Truthahnkeule gebettet wurde, dient nicht nur als Beilage, sondern der davon austretende Saft vermischt sich mit dem der Keule und schmeckt einfach herrlich!
Es geht also beim Ofengemüse nicht darum Röstaromen zu entwickeln, sondern einen herrlichen würzigen Geschmack zu entwickeln, auch wenn das Gemüse am Ende nicht mehr richtig knackig ist. Speck, Zwiebel und Apfel tragen ihren wesentlichen Teil dazu bei. Es schmeckt einfach großartig!
Das Schöne an der Truthahnkeule ist, dass man auch für eine geringe Personenanzahl einen herrlichen Braten zubereiten kann, auch als Weihnachtsessen kann ich sie sehr empfehlen.
Das Rezept kann natürlich nach Belieben auch mit Huhn oder Hahn, Fasan, Wachtel oder Ente abgewandelt werden. Dabei aber bitte die Brat-Dauer entsprechend anpassen.
Das Rezept ist für 2–4 Personen geeignet, je nachdem wie groß die Keule ist und wie groß der Hunger.
Zubereitung Truthahnkeule auf buntem Ofengemüse
- 1 Truthahnkeule
- 3 Scheiben Speck in feine Streifen geschnitten
- 3 halbierte Knoblauchzehen
- Kräutersalz oder Meersalz
- 1 rote Rübe
- 2 Karotten
- 1 Pastinake
- ca. 1/2 Sellerie
- 1 Lauch
- 1 Apfel
- 2 Zwiebel
- 5 Scheiben Speck
- 2 Lorbeerblätter
- frischer Thymian
- 1 Rosmarinzweig
- Salz, Pfeffer
- Die Truthahnkeule spicken, dazu das Fleisch an mehreren Stellen mit der Spicknadel oder mit einem Messer einstechen, mit den Fingern etwas erweitern und nun den Speck und die Knoblauch-Stifte einarbeiten. Die Truthahnkeule mit selbstgemachtem Kräutersalz oder Meersalz rundherum einreiben.
- Für das Ofengemüse die Rübe, Karotten, Pastinake und Sellerie schälen und in kleine Würfel schneiden. Den Lauch in Scheiben schneiden.
- Das Gemüse mit frischem Thymian, Salz und Pfeffer etwas würzen und in einen Bräter geben.
- Apfel und Zwiebel ebenfalls schälen und im Ganzen auf dem Gemüse platzieren, Lorbeerblätter, Rosmarinzweig und Speckscheiben ebenfalls in den Bräter geben. Die gespickte Truthahnkeule darauf platzieren.
- Das Backrohr auf 200°C vorheizen.
- Den Bräter mit dem Deckel verschließen und ins Rohr geben. Die Truthahnkeule 1,5 h braten, dabei unbedingt nach 45 Minuten einmal wenden. Zu diesem Zeitpunkt kann man auch etwas Wasser zugeben damit genüg Saft entsteht.
Passend dazu kann man Reis, Risi-Pisi, Salzkartoffeln, Quinoa, Couscous oder z.B. Dinkelreis servieren.
Moizeit,
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