Mein erstes freies Wochenende seit Monaten. Es fühlt sich so gut an. Nach all den stressigen letzten Monaten mit der Weinlese, dem Umbau unserer Weinwerkstatt, der Eröffnung zum Golser Martiniloben, der Buchpräsentation in Gols und der in Wien letzten Donnerstag in der Golser Bier-und Weinbar hat mir ein wenig Zeit für mich und meine Lieben schon sehr gefehlt.
Eigentlich habe ich mir vorgenommen, nichts zu machen, einfach mal ein wenig auszuschlafen und abzuschalten, doch kaum hatte ich am Samstag in der Früh den ersten Kaffee in der Hand, begann ich schon mit meiner To-do-Liste. Manchmal bin ich ein bisschen verrückt danach, aus Angst etwas Wichtiges zu vergessen. Das Schöne an dieser Liste war jedoch, dass sie nur Dinge anführte die ich gerne mache, wie: die letzten Pflanzen vor dem Winter einsetzen, einige signierte Kochbücher ausliefern, ein Geburtstagsgeschenk für eine Freundin besorgen, mich mit einer anderen auf einen Spaziergang zu treffen und zu ernten. Ja, ernten. Die letzten Früchte des heurigen Jahres warten nämlich in unserem bereits etwas kahl wirkendem Gemüsegarten auf mich. Seit Wochen versucht mein Papa mir klar zu machen, dass der letzte Kohl und das letzte Kraut endlich aus der Erde soll, da er schon ungeduldig darauf wartet, den bereits abgelegenen Pferdemist einzuarbeiten damit die Erde nächstes Jahr wieder genügend Nährstoffe hat. Doch leider gehörte die Ernte des letzten Gemüse zu jenen Dingen, die ich in den vergangenen Wochen aus zeitlichen Gründen einfach nicht geschafft habe. Jedes Mal wenn ich es mir vornahm, kam irgendetwas anderes dazwischen bzw. versuchte ich die wenige Zeit die mir blieb mit meinem Freund und unserer Aussie-Hündin Coffee oder zu verbringen.
Doch gestern wars dann endlich so weit, gleich am Morgen wurden dicke Wollsocken und Boots angezogen und ich machte mich mit Coffee auf in den etwas matschigen Gemüsegarten auf der Pferdekoppel. Anfangs dachte ich mir, mein Papa hat ein wenig geschummelt und bereits alles geerntet, so zerstört sah der im Sommer wunderschöne Garten aus. Doch dann, ganz am Ende des Feldes fand ich sie doch: die wunderschönen Kohl- und Krautköpfe. Das in den Wölbungen der Blätter vorzufinden Wasser war durch die Kälte der Nacht noch gefroren und das Gemüse selbst mit einem dünnen Tau überzogen, was dazu führte, dass es in den Sonnenstrahlen in allen Farben schimmerte. Ein wunderschönes Bild an so einem wunderschönen Morgen! Ich erntete den schönsten Kohlkopf den ich finden konnte, schoss ein paar Fotos und machte mich auf dem Weg in die Küche damit. Eigentlich fand ich den Kohlkopf ja beinahe zu schade um ihn zu verkochen, so anmutend wirkte er auf mich. Doch ich war einfach schon so gespannt wie er schmeckt!
Meine Idee war es, zum Kohl einen Rehbraten zu servieren, nur wusste ich noch nicht in welcher Form der Kohl dazu passte. In der Speis bin ich auf die vom Grenadiermarsch übrig gebliebenen Zwiebel und Erdäpfel gestoßen – und schon hatte ich ein Rezept im Kopf. Das Reh wurde mit Schalotten, Dörrzwetschken und Rosmarin in einen Bräter gegeben und schon machte ich mich an die Zubereitung der Beilage: Kohl-Erdäpfel-Puffer. Ein Experiment, das sich als genial herausstellte und das Reh beinahe in den Schatten stellte! Ich kann nur jedem empfehlen, den Kohl-Erdäpfel-Puffern eine Chance zu geben, denn sie machen sich bestimmt auch mit gebratenem Fisch oder als Beilage zu Medaillons oder Steak sehr gut.
Rezept für 4 Personen
Zubereitung Rehbraten
- 1kg Rehbraten
- 5 Schalotten
- 5 Dörrzwetschken
- 2 Knoblauchzehen
- 5 Pimentkörner
- 7 Wacholderbeeren
- 1 Lorbeerblatt
- ein paar schwarze Pfefferkörner
- eine Prise Zimt
- Salz
- ein Rosmarinzweig
- 1/8L trockener Rotwein
- Die Gewürze in einem Mörser zerstoßen, Salz hinzufügen und gut vermischen und den Rehbraten damit einreiben.
- Etwas Öl in einer Pfanne erhitzen und den Rehbraten kurz scharf anbraten.
- Das Reh in einen Bräter legen, Knoblauchzehen mit einem Messer zerquetschen und gemeinsam mit den Dörrzwetschken, dem Lorbeerblatt und dem Rosmarinzweig hingeben.
- Mit Rotwein aufgießen und im Rohr bei 180°C 1,5h braten. Zum Schluss den Saft abgießen, in eine Pfanne geben und mit etwas Butter binden.
Zubereitung Kohl-Erdäpfel-Puffer
- 1kg Erdäpfeln
- 500g Kohl
- 100 g Speckwürfel
- 1 Zwiebel
- 1 Knoblauchzehe
- 1 Bund gehackte Petersilie
- Sonnenblumenöl
- Salz; Pfeffer
- Die Erdäpfeln schälen und in Salzwasser 20 Minuten kochen. Die Erdäpfeln kalt abschrecken und auskühlen lassen.
- Zwiebel und Knoblauch schälen, fein schneiden und in etwas Öl anbraten und danach auskühlen lassen.
- Die Erdäpfeln mit einer Reibe reiben und mit dem Speck zu der Zwiebel-Mischung hinzufügen. Kohl in Streifen schneiden und in Salzwasser 3 Minuten blanchieren.
- Abseihen, mit kaltem Wasser abschrecken und sehr gut ausdrücken. Kohl zu den Erdäpfeln geben und miteinander gut vermischen. Kräftig mit Salz und Pfeffer würzen. Laibchen formen, Sonnenblumenöl in einer Pfanne erhitzen und die Kohl-Erdäpfel-Puffer auf beiden Seiten 2–3 Minuten anbraten.
- Rehbraten in Scheiben schneiden und mit den Schalotten und den Puffern servieren.
Lasst es euch schmecken! Ich wünsch euch einen wunderschönen ersten Adventsonntag.
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