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Red ma übers Wetter

Stadt, Land, See (Fluss). Über Gemeinsamkeiten und doch markante Unterschiede. Oft sind es zwei Welten die zwischen Stadt und Land aufeinander treffen. 55km ist Wien von Gols entfernt und neben vielen Gemeinsamkeiten gibt es doch markante Unterschiede.

Wenn ich auf dem Weg zu unseren Pferden bin komme ich täglich vorbei an den unterschiedlichsten Menschen. Kinder auf Räder, Pendler die gestresst am Telefon hängen und im Laufschritt auf dem Weg zum Zug sind, Pensionisten die den Abend auf einem kleinen Holz-Bankerl vor ihren gepflegten Häusern verbringen. Die mag ich ganz besonders, egal ob Sommer oder Winter immer sitzen sie allein oder in kleineren Grüppchen in der Sonne oder im Schatten eines Baumes und schenken mir ein freundliches Lächeln. Die Namen all derer kenne ich natürlich auch nicht alle, aber es ist auch egal, denn gegrüßt wird immer, ob man sein Gegenüber schonmal gesehen hat oder eben auch nicht. Als ich mit 19 nach Wien kam um dort Grafik und Design zu studieren war es für mich etwas ganz Neues die Menschen die mir auf der Straße begegnen nicht zu grüßen. Die Anonymität hat aber auch seine Vorteile, denn es gibt Tage da will man einfach für sich sein, seinen Gedanken folgen und die Welt um sich herum vergessen. Das ist am Land schwierig, denn dann hat man sofort „schlechte Manieren“. Man muss sich eben anpassen.

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Eine andere Sache ist das „übers-Wetter-reden“. Klassischer Smalltalk würde man in einer großen Stadt behaupten. Wenn man nichts mehr zum plaudern hat spricht man einfach mal kurz über die unmögliche Hitze, die endlosen Regentage oder das Schneechaos, dass die Straßen in eine braune Schlammpfütze verwandelt. Geraunzt wird ja sowieso immer, entweder es ist zu heiß, zu kalt oder zu nass. Am Land ist es anders. Das Wetter prägt das Tun und Schaffen der Bauern und Winzer, beeinflusst den Tagesrhytmus und das Einkommen. Die Gespräche übers Wetter sind alles andere als Lückenfüller, oft wird stundenlang diskutiert, philosophiert und  die Wolkenformationen werden interpretiert. „Heut regnts nimma, des bleibt im Leithagebirge hängen“ hört man oft. Ebenso wie „Heut regnts sicher no, weil heit siacht ma weit!“, was soviel bedeutet wie: wenn man den Schneeberg, auf der anderen Seite des Neusiedler Sees sieht kommt der Regen bestimmt. Philosophisch veranlagt waren sie schon immer, die Golser. Und doch hat niemand mit den Regenmassen der vergangenen Tage gerechnet. Heute ist Dienstag und man spürt die ersten Sonnenstrahlen nach einer scheinbar unendlichen Regenperiode.

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Erst langsam zieht das viele Grau vorüber und gibt erste Herbstschätze frei. Fordernde Zeiten für die Winzer und ihre Trauben, die so sehnsüchtig auf die wärmende und trocknende Kraft der Sonne gewartet haben. Doch raunzen hilft hier nichts – man muss es nehmen wie es kommt und das Beste daraus machen. Und ich bin mir sicher, dass der heurige Jahrgang zwar mehr fordert, aber in seiner Charakteristik und seinem Geschmack einzigartig sein wird. Wer weiß, vielleicht erinnert man sich in 10 Jahren zurück an die großartigen 2014er Weine?

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Nicht allen Pflanzen hat der viele Regen geschadet. Ein Strahlen machte sich über mein Gesicht breit als ich gestern eine Kiste voll purpurfarbener Murken (Karotten), zwei Hände voll roter Rübe und ein großen Sellerie aus meinem Gemüsegarten holen konnte. Wer hätte das gedacht, stand er doch vorgestern noch 20cm unter Wasser.

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Herbstliches Karfiolpüree mit Wurzelgemüse

Karfiolpüree Zubereitung:

1 Karfiol; 1 Knoblauchzehe; 250ml Wasser; 50g Butter; 1 TL Salz; 1 Prise Muskatnuss; eine Prise Pfeffer

  1. Karfiol waschen, Strunk wegschneiden und in kleine Stücke schneiden.
  2. Knoblauchzehe fein hacken und in etwas Öl anbraten. Karfiol hinzufügen und ca. 3 Minuten anbraten. Mit Wasser aufgießen und 7 Minuten köcheln lassen bis der Karfiol weich ist.
  3. Nun die Hälfte des Wassers abgießen und mit dem Stabmixer pürieren.
  4. Anschließend die Butter einrühren und mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen.

Zubereitung Wurzelgemüse

10 bunte Karotten; 1 rote Rübe; 1/2 Sellerie; 1 TL Honig; 1 TL Balsamico; 1 EL Olivenöl; Kräutersalz; Pfefferkörner

  1. Die Rübe putzen und ca. 35 Minuten im Salzwasser kochen oder garen.
  2. Die Karotten gut waschen und in der Mitte halbieren (Schale kann dran bleiben wenn sie sauber ist).
  3. Wenn die Rübe fertig ist, mit kaltem Wasser abschrecken, schälen und in feine Streifen schneiden. Ebenso den Sellerie schälen und in Streifen schneiden.
  4. Das Gemüse auf ein Backblech legen. Honig, Balsamico und Olivenöl gut vermischen und über das Gemüse träufeln. Mit Kräutersalz und Pfefferkörnern würzen und bei 180°C ca. 35 Minuten im Rohr braten.
  5. Zum Schluss das Gemüse auf dem Püree servieren, eventuell mit ein paar Blättern Gundelrebe dekorieren.

Losstsas eich guat schmecken!
Pfiat eing God,

das Mundwerk.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Karl

    Guten Tag,
    ein schönes Rezept, sehr schön sogar, sehr empfehlenswert. ABER: noch viel schöner ohne diesen absoluten Küchenhorror von der Todesmittelindustrie namens „Balsamico“. Es ist zum Verzweifeln, das Zeug ist so allgegenwärtig wie das Böse, nämlich immer und überall! Was hat an dem herrlichen Gartengemüse ein Gebräu mit sage und schreibe 3-7 EU Zutatennummern verloren? Mit etwas Pech auch noch Geschmacksverstärker. Originaler Balsamico wird niemals zum Braten verwendet, nur zum Parfümieren am Schluss. Warum also? Warum, wenn man schon das Glück hat, frisches Gemüse aus dem Garten verwenden zu können, nichts, einfach nichts, auch kein Salz zu verwenden? Außer einem klein bisschen Öl vielleicht. Honig braucht es auch nicht, weil der entweder zu bitterem, dunklem Karamell verbrennt oder aus dem Gericht ein Dessert macht.
    Nur bis zum leichten Ankohlen backen (grillen), fertig. Der in den Wurzeln vorhandene Zucker ist schon süß genug, etwas Säure hat jedes Wurzelgemüse, salzige Stoffe auch. Das wird nun durch das Zubereiten ohne Wasser konzentriert. Natur pur, Geschmack pur, intensiv, nuancenreich, nachhaltig. Umami, so viel davon, dass sogar Carnivoren ins Schwärmen kommen. Würzen muss man nur Dinge, die entweder nach Nichts/Wenig schmecken, oder komponierte Gerichte. Das ist ja hier beim Karfiolpüree gegeben, da passt es auch. Natürlich nur meine Meinung, twas leidenschaftlich vorgetragen, zugegeben. Aber ohne Leidenschaft gäbe es diesen Blog ja auch nicht ;-).

    1. meli

      Lieber Karl,
      danke für dein Kommentar. Du hast Recht, ein so gutes frisches Gemüse braucht eigentlich gar keine zusätzliche Würze. Am besten schmecken die Murken roh, nicht gebraten und nicht gekocht. Allerdings siehst du im Rezept dass ich für diesen Berg an Gemüse nur je einen Teelöffel Honig und einen Teelöffel Balsamico verwendet habe, was dem Eigengeschmack des Gemüses nicht viel beigibt. Und doch muss ich sagen, dass der Honig (mein Lieblingshonig – aus einem kleinen Familienbetrieb aus Breitenbrunn, BOHNI Leithaberggold genannt) den ich hierfür verwendet habe dem Ganzen einen umheimlich weichen Geschmack verleiht und für mich das Tüpfelchen auf dem i ist. Aber ich finde es schön immer wieder zu erfahren dass Geschmäcker verschieden sind, sonst würden wir uns ja nur von Einheitsbrei ernähren.

      Liebe Grüße,
      das Mundwerk.

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