Immer wieder werden wir bei den Brotback-Workshops gefragt wie man den Sauerteig füttert, woran man erkennt dass er noch aktiv ist und wie man ihn am besten aufhebt, wenn man längere Zeit nicht zum Backen kommt. Darum habe ich mir gedacht ich widme diesen Beitrag einigen Sauerteig-Basics und den am häufigsten gestellten Fragen zum Thema Sauerteig.
Der original „Sauerteig“ wird mit Roggen gemacht, der in Nordeuropa und Kanada zu den häufigsten Getreidesorten gehört. Roggenteige sind sehr schwer und kompakt und können beinahe nur mit Hilfe von Sauerteig aufgehen. Hat man einmal seinen eigenen Sauerteig, kann man ihn immer weiter füttern, manche Sauerteige sind Jahrzehnte alt! Das URA füttere ich immer mit reinem Roggenvollkornmehl, fürs Anstellgut kann man mit verschiedenen Mehlen experimentieren. Man kann sein URA aber auch mit Weizen, Dinkel etc. machen oder mit dem Roggen-URA einen Dinkelsauerteig, oder einen Einkornsauerteig herstellen. Wir sagen immer dass man den Sauerteig wie ein Haustier halten muss, regelmäßig füttern und pflegen. Doch es ist viel einfacher als viele glauben, also lasst euch bitte nicht abschrecken und seid mutig mit eurem Sauerteig!
Brotbacken ist nicht nur Weizen und Roggen vorbehalten, auch mit anderen Getreidesorten wie Einkorn, Kamut, Dinkel etc. kann man gutes Brot backen. Einmal habe ich mein „URA“ sogar mit schwarzem Seewinkler Reismehl gefüttert und auch dieses Ergebnis war sehr spannend. Das wichtigste am Brotbacken ist es Experimente zuzulassen und neugierig zu bleiben. Jedes Brot schmeckt anders, es spielt die Beschaffenheit der Mehle eine Rolle, das Salz, die Temperatur des Wassers und des Raumes, das Wetter (bei feuchtem Wetter weniger Wasser) und die eigene Kraft die man einarbeitet. Das, genau das macht es so spannend und so individuell. Man muss sich nur trauen und zulassen dass auch mal etwas daneben geht. Aber schon nach kürzester Zeit hat man ein Gefühl dafür entwickelt wie sich Teige verhalten, wie man das Brot am besten bäckt und für welche Getreidesorten man eine Vorliebe hat.
Nun aber zu den häufigsten Fragen.
Wie erkenne ich dass mein Sauerteig aktiv ist?
Aktiven Sauerteig erkennt man in erster Linie am Geruch, er soll angenehm, etwas süßlich, aromatisch und milchvergoren riechen. Außerdem erkennt man guten Sauerteig an kleinen aufsteigenden Bläschen, sowie Bläschen an der Oberfläche.
Wenn der Sauerteig unangenehm riecht, etwas in der Nase sticht, an Klebstoff erinnert, dann ist dass ein Zeichen dafür, dass der Sauerteig nicht mehr gut ist. Schimmel ist zum Beispiel ein weiteres Anzeichen dafür dass man den Sauerteig besser weggeben sollte.
Wie füttere ich meinen Sauerteig?
Wir heben unseren Sauerteig (URA) immer in einem großen Honig- oder Einmachglas mit 750–1 L Fassungsvermögen im Kühlschrank auf. Das Glas ist verschlossen und wird mehrmals pro Woche (im besten Fall täglich) gelüftet, denn der Sauerteig braucht Sauerstoff zu atmen. Wenn wir Brot backen nehmen wir das Glas aus dem Kühlschrank und leeren es in eine Schale. Der Rest der im URA-Glas bleibt reicht aus um das URA zu vermehren, dazu einfach etwas Roggenvollkornmehl (zum Beispiel ca. 2 EL) und 2 EL Wasser hinzugeben und gut verrühren. Das Glas kommt wieder in den Kühlschrank und bleibt dort bis wir zum nächsten Mal backen wollen. Das Glas wechseln wir in etwa alle 3-4 Wochen aus.
Mit dem URA, das wir in die Schale gegeben haben stellen wir unseren Sauerteig-Ansatz (auch Anstellt genannt) her. Je nachdem wieviel Sauerteig-Anstellgut (so nennt man den weitergeführten Sauerteig) man am Ende haben möchte, so viel Mehl und Wasser gibt man hinzu. Die Menge ist ungefähr gleich, hat man ca. 2 EL URA und gibt ca. 250 g Mehl und 250 ml Wasser hinzu, kommt man auf in etwa 500 g Sauerteig-Ansatz. Diesen lässt man dann 10–14 Stunden bei Raumtemperatur ruhen bis er schön aktiv ist, angenehm riecht und blubbert. Dann ist er bereit um damit Brot zu backen. Wenn ich am Morgen zum Beispiel gegen 8 Uhr mein Brot backen möchte, rühre ich meinen Sauerteig-Ansatz am Vorabend zwischen 7 und 8 Uhr an.
Wie bewahre ich den Sauerteig am besten auf?
Wie oben schon erwähnt bewahren wir ihn am liebsten im Kühlschrank in einem Einmachglas auf. Man kann ihn aber auch mit einer großen Menge (in etwa die vierfache Menge) Mehl verkneten und damit Gerstel herstellen. Die Gerstel werden dann mit der Hand abgebröselt. Die Stücke sollen sehr klein sein, große Teigstücke würden zu schimmeln beginnen. Die Gerstel legt man danach zum trocknen auf und gibt sie dann in ein Glas oder in eine Dose und stellt diese in den Kühlschrank. Um aus den Gerstel wieder einen Sauerteig herzustellen mischt man diese wieder mit Roggenmehl und Wasser, gibt ihm Zeit und erweckt ihn so zu neuem Leben.
Weit verbreitet ist auch das Einfrieren von Sauerteig. Das funktioniert nur bedingt, denn meistens wird nur der Geschmack weitergegeben und der Sauerteig ist inaktiv, da die vielen Mikroorganismen die sich im Sauerteig befinden durchs Einfrieren abgestorben sind. Wenn man ihn aber immer wieder fleißig füttert kann es schon sein dass er wieder aktiv wird.
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Kommentare
Alexandra
am 7. April 2019 um 08:41 UhrHallo:)
Erstmal: danke für den tollen Beitrag! Darf ich fragen, wieviel und welches Mehl und wieviel vom URA du dem Sauerteigansatz für dein Sauerteibrot in Kastenform zugibst?
Danke dir!
Alex
meli
am 7. April 2019 um 14:30 UhrHallo Alex,
danke, freut mich dass dir der Beitrag gefällt. Für mein Ura verwendet ich immer Waldstauderoggenvollkornmehl, den Sauerteig für mein Einkornbrot mache ich entweder auch mit Roggenvollkornmehl oder Einkornvollkornmehl, in etwa 2 EL Sauerteigansatz und ca. 100-120 g Roggenvollkornmehl und 100 ml Wasser. 🙂
Elisabeth
am 5. Mai 2019 um 18:11 UhrHallo Meli! Habe eine Frage zur Ura-Herstellung: soll man am 2&3ten Tag erneut jeweils 300g Mehl und 400 ml h20 hinzugeben? Das wird ja dann in Summe 1kg Mehl und das zusätzliche Wasser. Hat das dann in meinem 1liter Einmachglas noch Platz?
meli
am 6. Mai 2019 um 09:30 UhrHello, den Sauerteig nicht direkt im Einmachglas ansetzen, sondern in einer Schüssel, so kommt mehr Luft zum Teig, erst danach für eine spätere Verwendung etwas ins Einmachglas (1/3 befüllen) einfüllen. Das ist fürs erste Mal viel Sauerteig, aber der braucht etwas Substanz um wachsen zu können. Also mit dem frisch angesetzten Sauerteig backen und nur ein bisschen davon aufheben und weiterführen.
Judith
am 18. Mai 2019 um 22:17 UhrHallo Meli,
ich wollte rückmelden, dass ich dieses Rezept liebe! Es funktioniert ohne viel Aufwand und schmeckt sooo guid! Danke💛!
Hast du vllt noch ein von dir erprobtes Weckerlrezept mit Sauerteig, welches du mit uns teilen würdest😊?
VlG Judith
meli
am 21. Mai 2019 um 20:16 UhrDanke Judith, freu mich sehr über das Feedback! Ich werde mich bemühen bald was dazu zu veröffentlichen. 🙂
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Katja
am 10. Oktober 2019 um 07:14 UhrLiebe Meli!
Danke für den sehr informativen Beitrag. Er hat mir gerade meine noch offenen Fragen, nach dem tollen Workshop bei dir, beantwortet.
Ich backe am Wochenende mein erstes eigenes Sauerteig-Brot. Drück mir die Daumen! 🙈
Lg Katja
meli
am 10. Oktober 2019 um 08:35 UhrLiebe Katja, oh das freut mich! Ich wünsch dir viel Erfolg und Freude 🙂
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Christina
am 29. Januar 2020 um 15:50 UhrLiebe Meli,
danke für deinen Sauerteig Beitrag, ich hatte schon einmal perfekten Sauerteig hergestellt und über ein halbes Jahr lang erfolgreich weitergeführt.
Leider mag er mir bei diesem Anlauf einfach nicht mehr gelingen, entweder er geht nicht auf oder er geht beim ersten Mal super auf und dann nicht mehr.
Nun meine Frage, wie ist das genau mit dem Wasser zu handhaben, du schreibst 250 -300 ml Wasser? Wie sollte der Teig von der Konsistenz sein?
Danke, und eine weitere gute Schwangerschaft und Geburt,
LG
Christina
meli
am 29. Januar 2020 um 19:57 UhrLiebe Christina, danke für dein Feedback. Der Teig sollte breiig sein, es kommt aber immer auch darauf an wie fein das Mehl gemahlen ist… Ich habe jetzt das Rezept allerdings nochmals angepasst und vor allem zu einer kleinen Haushaltsmenge umgewandelt – probiere es nochmals, so klappt es auf jeden Fall!
Sauerteig und generell Brotteige sind sehr empfindlich was Klima und Temperatur betrifft. Vielleicht war einfach das Wasser etwas zu kalt bzw. glauben wir auch daran dass an verregneten Tagen die Brote nicht so gelingen wie an sonnigen – der Teig nimmt das alles auf. 🙂 Ich wünsche dir ein gutes Gelingen!
LG,
Melanie
Christina
am 31. Januar 2020 um 19:42 UhrLiebe Meli,
vielen Dank für deine rasche Rückmeldung und das Anpassen des Rezepts. Ich habe es genau so gemacht, nun ist der 3. Tag und der Sauerteig schlägt viele viele Blasen, aber er riecht, entschuldige den Ausdruck, nach Erbrochenem. Ist das normal? Es ist kein Schimmel zu sehen …
meli
am 1. Februar 2020 um 09:29 UhrLiebe Christina, super, das klingt ganz danach als hättest du es geschafft! Dein erster eigener Sauerteig – Blasen sind ein spitzen Zeichen, das heißt er ist aktiv und kann bald weiter verarbeitet werden. Der Geruch haha, ja ich empfinde ihn mittlerweile als angenehm, ist Gewohnheitssache nehme ich an. 🙂 Er sollte ein bisschen milchsauer riechen, also nicht stechend in der Nase sein – klingt also, als wäre alles gut!
Sabine
am 10. März 2020 um 15:42 UhrHallo Meli,
ich hab am Samstag einen Sauerteig angesetzt u seither wie beschrieben gefüttert. Irgendwie kommt er mir aber recht flüssig und zu wenig „gärig“ vor. Ist nicht normal am 4. Tag, oder? Am 2. Tag hat er eigentlich schon ganz passabel ausgeschaut…woran kann das liegen?
LG, Sabine
meli
am 13. März 2020 um 19:14 UhrHallo Sabine, ich würde ihn einfach weiter füttern, wenn er dir zu „dünn“ ist dann gib etwas mehr Mehl dazu. Kommt auch immer darauf an welches Mehl man genau verwendet und welche Konsistenz man gerne hätte. 🙂
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Sabine
am 23. März 2020 um 13:26 UhrHallo Meli,
die Brote sind toll geworden und schmecken so gut. Hab bisher dein Wochenendbrot und das mit Traubensaft ausprobiert…und werde bestimmt weitermachen!
Danke für deine Rezepte – und alles, alles Gute für euer Baby und natürlich für euch alle in dieser besonderen Zeit…
Liebe Grüße aus Salzburg,
Sabine
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