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Topf an Topf im Werk von Riess-Emaille | Erdbeerschnecken mit Holunder im Topf gebacken

Wer kennt sie nicht? Omas Riess-Töpfe, Reindlinge und Häferl in allen möglichen Farben. Zigeunerbratl, Gulasch, Germteig, Brotteig, heißer Kakao als Betthupferl, Milchreis – alles wird aus ihnen gekocht und versetzt uns augenblicklich zurück in unsere Kindheit. Und weil sie viele Emotionen wecken und so hübsch sind, hat jeder seiner Oma bereits ein Riess-Emaille-Geschirr abgeknöpft.

Doch was ist Emaille überhaupt? Wie wird es gemacht? Und warum gibts Omas Riess-Töpfe immer noch?

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Das und mehr haben wir letzte Woche bei unserem Besuch im Werk von Riess-Emaille in Ybbsitz erfahren. Gemeinsam mit einigen anderen Bloggern wurde ich von Tante Fanny und Riess eingeladen, um mehr über die Geschichte und Herstellung der Kultobjekte zu erfahren. Schon bei der Ankunft duftete es herrlich im Präsentationsraum von Riess, denn die guten Feen von Tante Fanny haben sich bereits einiges überlegt um uns für die Tour durch die geschichtsträchtigen Hallen von Riess zu stärken. Mit Fruchtjoghurt mit Mürbteigkrümeln, pikanten Kipferl und Erdbeerschnecken im Bauch war es dann so weit und Friedrich Riess führte uns in die bewegende Historie des Familienunternehmens ein. Bereits 1550 wurde die damalige Pfannenschmiede in Ybbsitz gegründet, Jahre später, genauer gesagt im Jahr 1922 folgte die Spezialisierung auf Emaille. Das Geheimnis von Emaille ist Glas auf Eisen, welches in einem über 800°C heißem Ofen miteinander verbunden wird. In der Herstellung werden ausschließlich natürliche Materialien verwendet, wie Eisen, Quarz, Ton, Feldspat, Borax, Soda & Pottasche.

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Nach wie vor basiert der Großteil der Herstellung auf Handarbeit und im Werk angekommen merkt man, dass hier auch das Betriebsklima stimmt. So wird jedes Stück Riess-Emaille unverwechselbar und die Liebe zum Detail ist hier spürbar.

Betrachtet man die Maschinen, die hier vor allem für die Formgebung des Eisens verwendet werden, so erkennt man, dass diese bereits einige Jahre auf dem Buckel haben. „Das ist auch gut so“, fügt Friedrich Riess hinzu, denn die neuen Maschinen würden viel mehr Energie benötigen und sind gleichzeitig langsamer als viele der alten Maschinen arbeiten, weshalb sie die bestehenden so umgebaut haben, dass sie alle auf dem aktuellen Stand der Technik sind und gleichzeitig energieeffizient arbeiten. Energieeffizienz und Gesundheit liegt der Familie Riess ohnehin besonders am Herzen, weshalb sie sich auch auf Emaille spezialisiert haben.

Die Vorteile von Emaille sind nämlich:

  • Emaille ist aromaneutral und wird aus natürlichen Grundstoffen hergestellt.
  • Außerdem ist Emaille ein optimaler Wärmeleiter, da im Gegensatz zu anderen Materialien nicht nur der Topfboden, sondern auch der Eisenkern und die Wände erwärmt werden.
  • Die im Emaille-Geschirr gekochten Speisen behalten ihren unverfälschten Geschmack, es hat eine rostfreie Oberfläche und ist aufgrund seiner einfachen Reinigung besonders hygienisch.
  • Es ist für alle Herdtypen geeignet.
  • Die Oberfläche aus hartem Glas ist schnitt- und kratzfest.
  • Alle Emaille-Kochutensilien sind im Altmetall recyclebar.

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Während der Führung durch das Werk durften wir auch selbst Hand anlegen und unsere eigenen „Muffin-Förmchen“ aus der Kollektion Sarah Wiener in farbiges flüssiges Emaille tunken und waren erstaunt wie viel Geschick für eine gleichmäßige Oberfläche benötigt wird.

Das Highlight unseres Besuches war aber einstimmig die Kochvorführung von Friedrich Riess. Ich weiß nicht ob ich jemals so viel übers Kochen an einem Tag gelernt habe wir bei unserem Besuch bei Riess. Auf einem Induktionsherd demonstrierte Herr Riess die richtige und falsche Anwendung von Töpfen und Pfannen und zeigte uns welche Verformungen falschem Gebrauch zugrunde liegen. Außerdem lüftete er das Geheimnis weshalb die erste Palatschinke (aufgrund ihrer seltsamen Konsistenz) immer dem Koch gebührt: wir können es einfach nicht erwarten bis die Pfanne heiß genug ist. Außerdem ist es unglaublich wichtig, das passende Kochfeld entsprechend der Topfgröße zu wählen. Ist der Topf zu klein für das Feld, kann es sein dass sich der „Ring“ um ihn herum erhitzt, der Topf allerdings kalt bleibt. Was ich noch nicht gewusst habe ist, dass laut Herrn Riess gleichviel Wärme fließt wenn wir auf Stufe 9 kochen oder auf Stufe 2, es wird einfach währenddessen auch gekühlt. Weiters sollte man Fett immer stufenweise erhitzen und nie mit der höchsten Stufe starten. Ein weiteres Geheimnis warum die Töpfe von unseren Großmüttern nach wie vor wie neu aussehen ist womöglich, weil sie sie mit der Hand reinigen – das ist weit schonender als mit einem Geschirrspüler.

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Doch was besteht noch aus Emaille? Zum Beispiel Wegschilder, Nummertafeln, Hausnummern und Marken-Schilder. Aber auch die Wände (die Platten) in den Ubahn-Stationen sind mit Emaille überzogen. Außerdem gibt es kein einziges Backrohr auf der ganzen Welt, dass keine Emaille-Beschichtung hat. Es ist nämlich nicht die Hitze, die unseren Schweinsbraten knusprig braun macht, sondern das reflektierende Emaille. Wieder etwas neues gelernt! 🙂

Auch nach der Führung wurden wir von Tante Fanny wieder mit himmlischen Flammkuchen mit unterschiedlichsten Belägen verwöhnt. Meine beiden Favoriten: Speck und Zwiebel, sowie mediterranes Gemüse.

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Wenn ich an Omas Riess-Töpfe denken so habe ich sofort ihre Größe und die braune Farbe Kopf. Diese Klassiker hat Riess neuesten überarbeitet und eine neue Kollektion, genannt „Riesen & Zwerge“ auf den Markt gebracht. Bei unserer kulinarischen Tour durch die Hollenburger Weingärten hat die Feldküche bereits die Riesen getestet und ich durfte den großen Auftritt der neuen Kollektion fotografisch begleiten. Besonders originell finde ich den eigens entwickelten Tragegurt aus stabilem Leder, welcher den Transport von A nach B erleichtert.

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Zubereitung Erdbeerschnecken mit Holunder

Germteig:

  • 20g frische Germ
  • 300 g Mehl
  • 1 Prise Salz
  • 40 g Zucker
  • 120 g Butter
  • 100ml Milch

Erdbeerfüllung mit Holunder

  • 40g Butter
  • 4 EL Erdbeermarmelade
  • 100 g frische Erdbeeren
  • 50ml Holunderblütensirup
  1. Für den Germteig die Butter bei niedriger Hitze in einem Topf zerlassen. Milch zugießen und umrühren.
  2. Mehl, Zucker, Salz in einer Schüssel vermischen.
  3. Die Germ in die Butter-Milch-Mischung bröseln und darin auflösen. Die Germ-Mischung zum Mehl geben und zu einem geschmeidigen Teig verkneten und zugedeckt an einem warmen Ort eine Stunde gehen lassen.
  4. Den Ofen auf 200°C vorheizen. Die Erdbeeren vom Strunk lösen und in ganz kleine Würfel schneiden. Die Butter für die Füllung langsam in einem Topf zerlassen und mit einem Teil davon gleich den Topf einfetten.
  5. Auf einer bemehlten Arbeitsfläche den Germteig zu einem 40x30cm großen Rechteck auswalken. Mit der flüssigen Butter und danach mit Erdbeermarmelade bestreichen. Die Erdbeerwürfel gleichmäßig darauf verteilen. Den Teig von der langen Seite aufrollen und mit einem scharfen Messer gut daumendicke Scheiben abschneiden.
  6. Die Scheiben mit der Schnittfläche nach oben in einem Topf platzieren (darauf achten dass der Topf keine Griffe aus Plastik hat). Nochmals an einem warmen Ort (oder im Ofen bei 30°C) 30 Minuten gehen lassen. Mit einem Ei bestreichen und bei 200°C 15–20 Minuten backen.
  7. Noch heiß mit Holunderblütensirup bestreichen.

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Herzlichen Dank an das Team von Tante Fanny und die Familie Riess für den spannenden Tag, sowie an Irene Salzmann für die tolle Organisation.

Pfiat eing God,
das Mundwerk

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. TomF

    Ich bin auch ein Riess-Fan, die Lammkeule im Heu war eine Wucht, obwohl schon lange her ist sie immer noch in Erinnerung geblieben. Schweinsbraten sowieso nur im Emaille-Bräter, Lasagne, etc. Wirklich vielseitigst verwendbar.
    Eine andere Frage hätte ich: ich habe gelesen, dass ein „Zigeunerbratl“ zum klassischen burgenländischen Sautanz gehört. Leider habe ich kein Rezept oder Bild gefunden, weder unter dasmundwerk.at noch anderswo. Ein Plakat, wo dafür geworben wird, ein Feuerwehrkommandant, der sich selbiges schmecken ließ, aber leider nix konkretes.
    Zwei Erwähnungen auf dasmundwerk.at, das ist leider alles.
    Es wäre super, wenn Sie mir ein wenig unter die Arme greifen könnten mit ein paar Anhaltspunkten, wie so ein Zigeunerbratl gemacht werden muss.
    Herzlichen Dank – und Gratulation zu Ihrem blog – optisch und inhaltlich gleichermaßen ein großes Vergnügen.
    TomF

    1. meli

      Lieber Tom, also auch so ein Emaille-Liebhaber wie ich 🙂
      Was deine Frage zum Zigeunerbratl betrifft: Leider habe ich noch kein Rezept dazu auf meinem Blog, es ist einfach immer zu schnell weg, aber ich werde demnächst dafür sorgen, dass es hier verewigt wird! 😉

      Grundsätzlich verwendet man dafür Stichfleisch, also vom unteren Teil des Halses aber auch mit etwas Fett durchzogene Stücke die während dem Sautanz dafür zur Seite gelegt werden. Dann wird in einem großen Topf in etwa soviel Zwiebel wie Fleisch genommen, zuerst der Zwiebel angebraten und das in Würfel geschnittene Fleisch danach langsam auf geringer Hitze mitgeröstet. Das Fleisch wird ein wenig gesalzen und gepfeffert und mit einer Prise Kümmel gewürzt. Das Zigeunerbratl lässt man dann langsam vor sich hin köcheln, sodass aus dem Zwiebel und dem Fleisch ein würziger Saft entsteht. Bei uns ist es immer die erste Spezialität beim Sautanz, die dann meistens gegen 10 oder 11 Uhr früh als spätes Frühstück genossen wird, ehe die Würstel, Blutwurst und das Kesselfleisch fertig werden.

      Gegessen wird es dann ganz unkompliziert mit frischem Brot oder Semmeln, das wichtigste ist, dass man kann den Saft damit gut auftunken kann.
      Ich hoffe ich konnte das Mysterium „Zigeunerbratl“ jetzt lüften und habe dabei selbst gerade mehr als Lust darauf!
      Zeit mal wieder ein Zigeunerbratl zu machen!

      Bis dahin, wünsche ich dir gutes Gelingen,
      Melanie

      1. TomF

        Dreiviertel Elf!
        Noch ewig bis zum Mittagessen, und ich hab jetzt schon Hunger wie ein Bär – ausgelöst vom Gedanken an Sautanz und Zigeunerbratl…
        Zeitlich würd´s grad super passen, das „späte Frühstück“.

        Herzlichen Dank für das Rezept!
        Das Zigeunerbratl koch ich sicher – mir wurscht, wenn die anderen grillen.

        Liebe Grüße,
        TomF

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