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Spätfrost in den Weingärten und ein Rhabarber-Apfelstrudel gegen das Stimmungstief

Unter meinen Stärken habe ich doch eine Schwäche, die so viel ausgeprägter ist als vieles andere: meine Ungeduld. Nicht nur, dass sie mich selbst ab und zu zum Verzweifeln bringt, sondern sie macht es manchmal auch Anderen nicht einfach mit mir. 

Die letzten Tage tragen dazu bei, dass diese Ungeduld ständig wächst. Denn was mich im Moment so wahnsinnig ungeduldig macht ist das Warten auf den Sommer. Das Warten auf die warmen Abendstunden, die Grillereien bei Sonnenuntergang, die ersten kräfitgen Sonnenstrahlen am Morgen, die mich aus dem Bett locken. Kurze T-Shirts, Kleider, Sandalen, rote Wangerl von der Sonne, das erste Mal schwimmen im See. Ja, ich bin eindeutig der ungeduldigste Mensch den ich kenne.

Nein, ich träume nicht wenn ich Anfang Mai von Sommer spreche, denn vor zwei Tagen hatte meine Mama Geburtstag und es gab schon Jahre, an denen wir am 2. Mai bereits schwimmen waren. Doch heuer sieht es ganz anders aus, der Regen will uns einfach nicht verlassen und weiterziehen, der fühlt sich sichtlich wohl.

Doch nicht nur der Regen hat uns fest im Griff, ab Mitte letzter Woche besuchte uns ein Kältetief und hielt die Winzer und Landwirte auf Trab. Gegen alle Bemühungen passierte es doch: der Frost erwischte die Weingärten und Obstplantagen in Österreich und sorgte den Bauern zufolge für enorme Ernteausfälle im Jahr 2016. Das waren die Aussagen der ersten Winzer, die ich nach den 3 Frostnächsten getroffen habe. Betrachtet man derzeit die Weingärten, so findet man ein trauriges Bild vor: viele der Gescheine ( so wird der rispenartige Blütenstand genannt aus dem später die Trauben entstehen) sind grau/braun und hängen kraftlos nach unten anstatt sich kräftig grün der Sonne zuzuwenden. Der erste Windstoß lässt die abgestorbenen Blätter dann zu Boden fallen.

Auch wenn diese Bilder nicht besonders schön anzusehen sind, so sind sie doch die derzeitige Realität in den Weingärten (Aufgenommen mit einer Handykamera).

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Bei uns in Gols kann man hinsichtlich dieses Bildes beinahe von „flächendeckend“ sprechen und es tut den Winzern im Herzen weh, vor allem, da so viel Arbeit in der Pflege der Weingärten steckt. Doch die Natur ist nicht beeinflussbar und hat wieder einmal bewiesen welche Kraft doch tatsächlich in ihr steckt. Erst gestern, ein paar Tage nach den schlimmen Kälte-Nächten höre ich den ersten Winzer sagen: „So einen Spätfrost gab es seit Jahrzehnten nicht, unsere Generation der Weinbauern hat so etwas überhaupt noch nicht erlebt. Aber warten wir mal ab, wir wissen ja auch nicht wie viel Kraft in den „Nebenaugen“ steckt“ und was uns in den nächsten Monaten erwartet.“ Ein Ansatz, den ich für so viel motivierender halte, als die heurige Ernte komplett abzuschreiben. Wissen tut es natürlich niemand, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich wünsche allen Winzern und Landwirten das Beste, und hoffe mit Euch! 

Bald, schon bald werden wir sehen wie es weitergeht und hoffentlich wird uns die Sonne dann auch bei der Arbeit draußen begleiten. Auch mit dem Gemüsegarten bin ich heuer etwas spät dran und die ganzen Pflänzchen befinden sich noch im kleinen Gewächshaus. Doch es ist das erste Mal, dass ich froh bin, sie nicht schon bei den ersten Sonnenstrahlen in den Garten gesetzt zu haben. Aus den vielen unterschiedlichen Paradeiser-Paprika- und Chilipflanzen habe ich schon im Herbst Samen genommen und diese Anfang März in kleinen Töpfen vorgezogen. Ich bin wirklich gespannt wie sie sich dann draußen entwickeln und hoffe natürlich auf eine mindestens so ertragreiche Ernte wie letztes Jahr.

Bis es soweit ist, muss ich mir den Frühling aber selbst herbeidenken. Gar nicht so einfach, aber nicht unmöglich. Denn immerhin gibt es einige Obst- und Gemüsesorten die uns dabei helfen das schlechte Wetter für kurze zeit zu vergessen. Ich spreche von Rhabarber, der in kräftigem Pink und Grün daherkommt und auch geschmacklich durch seine Säure für ein kurzes Schmunzeln sorgt. Aber auch Mangold, viele frische Kräuter, Spargel, Radieschen und Spinat beweisen, dass es doch Frühling ist.

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Zum Geburtstag meiner Mama gab es heuer also Rhabarber, und zwar in Form eines Rhabarber-Apfelstrudels. Es war ein Riesen-Strudel, fast zu groß um ihn auf meinem Backblech unter zu bringen. Und wie in meinem Kochbuch „Vom Einfachsten das Beste“ lege ich euch Nahe die Reste des Rhabarbers nicht wegzuwerfen, sondern daraus einen herrlichen Sirup zu kochen. Dazu müsst ihr einfach die Rhabarberreste mit etwas Wasser und Zucker köcheln und reduzieren lassen, abseihen und noch heiß in Flaschen füllen. Mit dem Sirup bestreiche ich sehr gerne Tartes, Kuchen, mische ihn mit Mineralwasser oder gieße ihn mit Frizzante als fruchtigen Aperitif auf.

rhabarberstrudel

Zubereitung Rhabarberstrudel

Strudelteig

  • 250 g Mehl 1 Ei
  • 50 ml Öl
  • 100 ml Wasser
  • 1 Prise Salz

Rhabarber-Apfel Füllung

  • 500 g Rhabarber
  • 1 kg Äpfel
  • 70 g Kristallzucker
  • 100 g Butter zum Bestreichen und für die Brösel
  • 70 g Brösel
  • 1 Prise Zimt
  1. Das Mehl auf eine Arbeitsfläche sieben und in eine kleine Vertiefung das Ei, Wasser, Öl uns Salz geben und rasch zu einem glatten Teig verkneten. Den Teig bei Raumtemperatur 30 Minuten rasten lassen.
  2. Äpfel schälen, Rhabarber und Äpfel in Scheiben schneiden. Etwas Butter in einer Pfanne zerlassen und die Brösel gemeinsam mit etwa der Hälfte des Zuckers kurz anrösten.
  3. Rhabarber- und Apfelscheiben mit dem restlichen Zucker und einer Prise Zimt bestreuen und gut durchmischen.
  4. Auf einem großen Tisch ein Strudeltuch ausbreiten und bemehlen.
  5. Den Teig so dünn wie möglich zu einem Rechteck ausrollen und anschließen mit den Händen dünn ausziehen.
  6. Den Teig mit der flüssigen Butter bestreichen und den Rest für später aufheben.
  7. Die Semmelbrösel auf dem unteren Drittel verteilen und die Rhabarber-Apfelfüllung darauf geben.
  8. Die kurzen Enden des Strudels einschlagen und mit Hilfe des Strudeltuches einrollen. Den Strudel vorsichtig auf ein mit Backpapier belegtes Backblech heben und mit der restlichen flüssigen Butter bestreichen.
  9. Den Strudel bei 180°C ca. 35 Minuten backen.

Pfiat eing God,
das Mundwerk

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