Heute erzähle ich euch über ein sehr persönliches und schwieriges Thema. Ich habe mich in meiner Schwangerschaft bei meiner Tochter mit Toxoplasmose infiziert. Wie es dazu kam, wie mein Krankheitsverlauf war und wie es uns heute geht erzähle ich euch weiter unten. Zuerst aber ein paar Infos zu Toxoplasmose.
Von einer „frischen Infektion“ spricht man, wenn man zu Beginn der Schwangerschaft (mithilfe einer Blutabnahme) Toxoplasmose negativ war, und zu einem späteren Zeitpunkt in der Schwangerschaft plötzlich positiv ist. Für gesunde Menschen, und wenn man nicht schwanger ist, verläuft eine Toxoplasmose-Infektion meist ohne Komplikationen, man merkt es oft nicht einmal. Deshalb sind sehr viele Frauen schon zu Beginn der Schwangerschaft Toxoplasmose positiv, ohne sich an eine Krankheit oder ein Merkmal der Infektion erinnern zu können. Kritisch wird es nur in der Schwangerschaft oder für immunschwache Personen.
Was ist Toxoplasmose? Wie wird Toxoplasmose übertragen?
Der Erreger Toxoplasmose ist ein einzelliger Parasit Toxoplasma gondii. Er ist sehr weit verbreitet (man geht davon aus, dass etwa ein Drittel der Weltbevölkerung damit infiziert ist) und kann sowohl Tiere, als auch Menschen befallen. Menschen infizieren sich hauptsächlich durch Oozysten, die sich in Katzenkot bzw. damit verschmutzter Erde befinden (man kann sich also tatsächlich auch beim Karotten-ernten infizieren) oder durch Gewebezysten in rohem oder halbrohem Fleisch (was man in der Schwangerschaft meiden sollte).
Symptome & Diagnose
Im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen wird das Blut der Mutter zu Beginn der Schwangerschaft auf Toxoplasmose-Antikörper untersucht und in Form eines Titers angeführt werden. Es gibt drei Typen (Typ IgM, Typ IgG und Typ IgA), die in jeweils unterschiedlichen Phasen der Infektion gebildet werden. Zu genau kann und werde ich auf die unterschiedlichen Titer nicht eingehen, da das Thema sehr komplex ist. Ist das Ergebnis auf Toxoplasmose-Antikörper jedenfalls negativ, folgen erneute Blut-Kontrollen im Laufe der Schwangerschaft (in etwa alle 8 Wochen). Ist es positiv, war die Schwangere bereits mit dem Erreger in Kontakt und ist höchstwahrscheinlich immun.
Was die Symptome betrifft, so verlaufen diese sehr unterschiedlich, von Grippe-ähnlichen Zuständen wie Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, erhöhte Temperatur bis hin zu Durchfällen ist alles dabei. Wie gesagt bei gesunden Menschen verläuft eine Infektion meist ohne irgendwelche Anzeichen. Kritisch wird es allerdings, sollte man sich in der Schwangerschaft damit infizieren. Es ist rasches Handeln geboten, um schwere Folgeschäden beim Fötus zu vermeiden.
Googelt man nach „Toxoplasmosmose-Infektion in der Schwangerschaft“ trifft einen regelrecht der Schlag. Man liest Wörter wie Totgeburt, Fehlgeburt, Wasserköpfe, Verkalkungen im Gehirn, Erblindung, Taubheit, Lungenveränderungen. Mir läuft schon beim Tippen ein kalter Schauer über den Rücken. 🙁
Das Risiko, dass der Erreger von der Mutter auf den Fötus über geht, steigt mit zunehmenden Schwangerschaftsverlauf. Infiziert man sich also zu Beginn der Schwangerschaft und behandelt man die Infektion, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass er bereits übertragen wurde, ist das aber der Fall, sind die Auswirkungen erheblich. Im dritten Trimester ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung am höchsten, jedoch die Folgen am geringsten, da zum Beispiel die Organe schon gebildet wurden. Toxoplasmose ist tückisch, da oft keine direkten Auswirkungen bei der Geburt festzustellen sind, aber nach Wochen oder Monaten auftreten können.
Behandlungsmöglichkeiten
Hat sich die Schwangere mit dem Erreger infiziert, gibt es die Möglichkeit mit Hilfe einer Fruchtwasserpunktion / Amniozentese (ab der 16. Woche) festzustellen, ob auch das ungeborene Kind infiziert wurde. Jedoch birgt auch diese Untersuchung die Risiken einer Fehlgeburt, eines Blasensprungs etc.
Schon bei der Feststellung einer Infektion der Mutter wird sofort eine Antibiotika-Therapie begonnen, Pyrimethamin und Sulfadiazin werden bis zur Geburt eingenommen. Ist die Fruchtwasserpunktion negativ, also kann man eine fetale Infektion ausschließen, wird nur Spiramycin (Rovamycin) eingenommen.
Etwa 10% aller Kinder, die in der Gebärmutter infiziert wurden, haben schon zum Zeitpunkt der Geburt eine typische Toxoplasmose-Infektion. Jene Kinder, die im Bauch der Mama schon infiziert wurden, werden auch nach der Geburt medikamentös behandelt, um Folgeschäden möglichst zu vermindern.
Wie kann man sich schützen?
- Rohes Fleisch und Fisch vermeiden, nicht genügend gebratenes Fleisch vermeiden
- Aufpassen bei Fleisch- und Wurstwaren, nur gekochte oder gebratene Lebensmittel essen. (keine Salami etc.)
- Durch die gewerbemäßige Fleischverarbeitung mit Pökeln, Räuchern, Kochen und Frosten bis -21° C werden die Parasiten abgetötet, das kann also gegessen werden
- Hände regelmäßig waschen
- Bei Gartenarbeiten können Toxoplasmose-Erreger an den Händen hängen
- bleiben, daher Hände immer gut waschen und vor allem auch Obst- und Gemüse
- Katzenklo eventuell vom Partner reinigen lassen und so sauber wie möglich halten
- Katzen nicht mit rohem Fleisch füttern, frisst die Katze Mäuse, so kann sie die Infektion auch übertragen
- Nicht mit der Katze kuscheln und sich regelmäßig die Hände waschen
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Kommentare
Oona
am 29. Januar 2018 um 15:30 UhrIch freue mich zu lesen, dass alles Letztenendes gut gegangen ist.
Danke für den Mut anderen Menschen hier an Deiner / euer Geschichte teilhaben zu lassen.
Neben alldem, was passieren kann und passiert, ist es immer gut auch das zu erfahren, was gut gelaufen ist. Wo Hilfe zur rechten Zeit am rechten Ort zu finden war/ist.
Das alles anders verlaufen kann, dass weiß ich aus meinem nahen Freundeskreis.
Ich hoffe, dass Du/ihr die Zeit bis zum ersten Geburtstag des kleinen Sonnenscheins einigermaßen entspannt verbringt. Mögen sich die Erinnerungen an die vergangege Zeit mehr und mehr verflüchtigen und möge das Glück noch mehr Raum greifen als ohnehin schon.
Das wünsche ich euch.
Ahoi
Oona
meli
am 30. Januar 2018 um 20:36 UhrVielen vielen Dank liebe Oona <3
Katharina
am 29. Mai 2018 um 16:36 UhrHallo
Danke dir für deinen Bericht!
Ich durchlebe gerade diese Situation und habe nach einigen hin und her doch keine latente Toxoplasmose, sondern eine aktive!
Mir wurde in der 8.ssw Blut abgenommen und erfuhr 4 Wochen später das ich anscheinend eine latente Toxoplasmose habe, die nicht behandelt gehört! Mir wurde erneut Blut abgenommen und wieder nach Wien eingeschickt! Meine FA und die Oberärztin des Kh in dem ich entbinden werde riefen einige Male im Labor an, um nachzufragen ob nicht doch schon mit einer Therapie begonnen werden soll. Wieder hieß es Nein! Nach fast 3 Wochen rief mich dann plötzlich meine FA an und meinte das der Befund nicht gut wäre und ich nun aktiv Toxo POS. bin! Ich solle sofort in die Pränatalambulanz fahren und mir die Medikamente abholen und einen Termin für die Punktion geben lassen. Zu derzeit war ich in der 15.ssw. Ich konnte es nicht glauben!
Nun nehme ich seit gestern Rovamycin und werde am Mo punktiert! Ich habe solche Panik davor und bekomme die Angst das etwas Schlimmes passieren könnte nicht aus meinen Kopf!
Ich Danke dir für deine aufbauende und ähnliche Geschichte, nun kann ich mich ungefähr darauf einstellen was mich und das Baby erwarten wird!
Danke dafür
LG Katharina
meli
am 13. Juni 2018 um 14:56 UhrLiebe Katharina, leider habe ich deine Nachricht erst jetzt gelesen – ich fühle mit dir und schicke dir von ganzem Herzen alle mögliche Kraft. Ich hoffe die Untersuchung ging gut für euch aus? Leider ist das Thema Toxoplasmose hier noch nicht so bekannt und oftmals sind die Ärzte damit überfordert, bzw. wissen selbst nicht wie sie ihren Patienten am besten helfen können – so war das zumindest bei mir. Im AKH gibt es jedenfalls eine sehr kompetente Toxoplasmose-Abteilung unter der Leitung von Dr. Hayde – solltest du Fragen haben sie können dir bestimmt weiterhelfen. Wie du bestimmt gelesen hast ging bei uns alles gut aus und ich drücke euch ganz fest die Daumen dass es bei euch auch so sein wird!
Gerne kannst du mir auch privat an griassdi@dasmundwerk.at ein Email schreiben, solltest du Fragen haben oder dich auch einfach nur austauschen wollen. 🙂 Alles alles Liebe, fühl dich gedrückt! Meli
Martina Zinko
am 27. August 2018 um 07:07 UhrHallo,
Ich mache mich wegen dieser toxoplasmose selber komplett verrückt?.
Hab gestern Salat gewaschen und direkt danach ein Stück Käse gegessen ohne mir dazwischen die Hände zu waschen.
Hab eine Frage an dich: du hast dich in der 20. SW mit Toxoplasmose infiziert aber dich erst ab der 26.SW behandeln lassen? Also braucht dieser blöde Parasit eine Zeit bis er zum ungeborenen Baby ?? vordringt? Ich finde es echt super das du mit diesem so offen umgehst und anderen werdenden Mamis Mut machst?.
Liebe Grüße Martina
Maria-Theresia Redlingshofer
am 21. September 2018 um 22:40 UhrHallo! Durch Zufall bin ich auf deinen Beitrag gestoßen und möcht euch kurz unsere Geschichte schildern, da ich mir damals so gwünscht hätte von jemanden zu lesen bei dem alles mehr oder weniger gut ausgegangen ist! Also….
Wir bekamen am 14.12.2017 die Diagnose Toxoplasmose pos.!! Damals war ich bereits in der 36. SSW und musste dann auch sofort mit der oben genannten Therapie beginnen. Das Loch in das ich fiel war so gewaltug das ich Tag und Nacht nur heulte… jeden morgen beim Aufstehn hoffte ic drauf das dies alles nur ein schlechter Traum war… Fruchtwasserpunktion war in unserem Fall keine Option da ich so kurz vor der Geburt stand… die Angst vor einer Schädigung unserer Maus war gewaltig…bis zur Geburt wussten wir nicht genau wie „gesund“ unser Engel auf die Welt kommen würde. Aufgrund mehrerer Faktoren (körperlich als auch psychisch) entschied meine Gynäkologin gemeinsam mit mir die Maus mittels geplanten Kaiserschnitt am errechneten Termin zu holen…53 cm und 4300g hatte unser Mausi mitgebracht und war offensichtlich kerngesund!! (Augenuntersuchung und Schädelschall innerhalb der ersten Tage waren komplett unauffällig/ ebenfalls wurde Nabelschnurblut entnommen).. dann am 4 Tag zog es mir erneut den Boden unter den Füßen weg… der Bluttest sagte nämlich das sich Mausi scheinbar bei mir angesteckt hatte….diese Schuldgefühle werden mich vermutlich ein leben verfolgen…auf jeden fall muss sie nun seit ihrem 5. Lebenstag Medikamente nehmen… die selben die ich damals in der SS bereits nehmen musste. Unsere Hannah wird regelmäßig untersucht und ist bis jetzt komplett asymptomatisch – sprich unauffällig und komplett normal entwickelt… Sie is jetzt gute 8 1/2 Monate… bis zum 1. Lebensjahr müss ma das noch durchziehen und dann hoff ma nur, das sich keine Spätfolgen einschleichen… Also auch bei Infektion kann man noch Zuversichtlich sein! Alles Liebe an alle betroffenen Mamas und Babys!! Ihr schafft das…
Barbara
am 3. November 2018 um 08:14 UhrHallo!
Vielen lieben Dank für deinen ausführlichen Bericht und Deine mutmachenden Worte! Ich bin froh auf deinen Beitrag gestoßen zu sein, denn es hat mir viel mut und eine andere sichtweise für meine wartezeit bis ich meinen befund aus dem akh bekomme gegeben. Vielen Dank!
Lg Barbara
meli
am 7. November 2018 um 20:51 UhrLiebe Barbara, danke für deine Nachricht. Ich wünsche euch auf alle Fälle alles Gute und drücke beide Daumen für dich und dein Baby!
Alles Liebe, Meli
Albi
am 7. März 2020 um 23:56 UhrWas bringt die Fruchtwasser Untersuchung denn außer dass man vor Geburt schon weiß, ob das Baby angesteckt wurde?
Man muss ja so oder so Antibiotika nehmen. Außer im ersten Trimester nimmt man aber statt Spiramycin eher Pyrimethamin+Sulfadiazin.
Anna
am 3. Juni 2020 um 22:47 UhrHallo!
Danke für diesen Beitrag!
Bin gerade genau in dieser Situation! In der 26. SSW positiv auf Toxoplasmose getestet seither sofort die Therapie begonnen aber ich muss noch immer auf das genauere Testergebnis aus Wien warten und das ist sehr Nervenaufreibend!
Wenn ich nicht schon 2 Kinder hötte würde ich gefühlt den ganzen Tag weinen.
Meine beiden Mäuse bringen mich gottseidank auf andere Gedanken.
Es gibt mir hoffnung eure Erfahrungen zu lesen und dass es nicht zwangsläufig zu Schäden kommen muss…
Glg
Eszlinger-Kóbor
am 14. September 2020 um 10:20 UhrIch bin jetzt in 27.Schwangerschaftwoche.Ich bin ungarisch,aber arbeite in Österreich und meine Frauenarzt ist auch in Österreich.Diese Fall ist ganz gleiche,wie jetzt meine ist.
Meine Ärztin hat mich vor 1,5 Woche angerufen,dass Ich gleich in Wien fahren muss(Zu AKH in Toxoplasmose Labor),weil mein Blutentnahme,was sie von mir genommen hat,positiv geworden..Ich war frisch infiziniert,weil vor einem Monat war negatív.Ich habe von ihr die Überweisung bekommen und Ich bin gleich mit meinem Mann in Wien gefahren.Sie haben in Labor noch eine Blutentnahme gemacht und am nächsten Tag ,war am Freitag haben sie mich angerufen,eh 100% positiv…
Ich sollte entscheiden,ob Ich die Fruchtwasserpunktion möchten hätte.Habe die Kombinationstherapie bekommen bis Ergebnis Fruchtwasser Befund. Ich hatte 2 Tagen am Wochenende,entscheiden,ob Ich das möchte oder nicht.Wir waren ganz erledigt,Ich habe 2 Tagen geweint und wir haben nur überlegt,welche Wahl wäre besser.Habe mit Ärzten telefoniert,habe sehr viel in Google gelesen,war ganz verwiert.
Am Montag habe die Labor angerufen ,dass Ich die Fruchtwasserpunktion hàtte..Am nächsten Tag habe gleich Termin bekommen.Ich habe sehr grosse Angst gehabt,in der früh habe schon abgebrochen und habe mich sehr schlecht gefühlt.Bei AKH war alle sehr-sehr lieb und Ich bin sehr dankbar für alle,sie haben mich beruhigt und waren sehr geduldig mit mir.Nach 2 Tagen ist meinen Befund angekommen; im Fruchtwasser ist negativ geworden.Wir waren sehr froh,Ich habe nur geweint.Ab heute kann ich die Rovamycin Tablette jeden Tag 6mal einnehmen.Hoffe wird alles in Ordnung und Ich hoffe,dass Mein Körper mit viel Antibiotikum schaffen kann.
Barbi
Helene
am 19. Januar 2021 um 21:16 UhrHey!
Es finden sich zahlreiche Erfahrungsberichte im Net über alle möglichen Dinge rund um die Schwangerschaft – mit Ausnahme von einer Toxoplasmose Infektion. Ich bin sehr dankbar darüber, dass ich hier nun doch einige Erfahrungsberichte gefunden habe und mich nicht als einzige Schwangere auf der Welt fühle, die sich wohl damit infiziert hat und damit komplett überfordert ist. Derzeit warte ich auf meine Testergebnisse aus dem AKH ob latent oder akut.
Mut tut gut – danke für euren Mut eure Geschichte zu teilen!
Alles Liebe und ganz viel Hoffnung und positive Energie für euch und eure Babys.