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Meine Liebe zu frisch gebackenem Brot hat eine knusprige Kruste.

Ich war eines der glücklichen Kinder, das täglich in den Genuss von frisch gebackenem Brot kam und den Schulweg begleitet von dessen Duft antreten durfte. Einen Großteil meiner Kindheit verbrachte ich in der Bäckerei meiner Großeltern, Bäckerei Hackstock heiß sie damals, und ich wurde einfach nicht satt. Ich wurde nicht satt vom Duft frisch gebackener Semmeln, dem Klettern auf den großen Mehlsäcken im Mehl-Lagerraum, der Hitze, die es in der Bäckerei hatte, den mehligen Händen meines Opas die flink wie Feldhasen Semmerl formten, Striezel flochten, Laibe formten, Salzstangen rollten und einen kleinen Teigling zu mir rüber schupften, um mein eigenes kleines Meisterwerk zu formen.

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Der Gang durch die Bäckerei in unseren kleinen Verkaufsladen an der Hauptstraße war für mich so alltäglich wie unser täglich Brot. Das „Hackstock-Bäcker-Brot“ war eindeutig der Verkaufsschlager und schon in der Früh standen die Kunden bis auf den Gehsteig angestellt, um einen noch warmen Laib zu ergattern. Wobei ergattern das falsche Wort ist, denn bei Opa gab es nie zu wenig. Er war ein Mensch der immer im Großen dachte und dabei die Unabhängigkeit von Lebensmittelkonzernen anstrebte.

Ihm habe ich es auch zu verdanken, dass ich mit Schweinen, Ziegen, (kurzweilig auch einem Schaf) Hühnern, Hasen, Gänsen, Enten, Hunden, Katzen und Pferden aufwachsen durfte. Erstere wurden dann auch bei uns im Stall geschlachtet und wir feierten einen traditionellen Sautanz. Nebenbei hatten wir einige Felder, Weingärten, einen traumhaften Obstgarten (den es auch heute noch gibt), dessen Früchte wir für die kleine Schnapsbrennerei brauchten und brauchen und einen Gemüsegarten.

Im Nachhinein betrachtet hatte alles einen Sinn, nur habe ich es damals noch nicht erkannt. Das übrig gebliebene Gebäck wurde an die Tiere gefüttert, diese schenkten uns dafür Eier, Milch und später wurden sie auch geschlachtet. Ihr Mist wurde in den Weingarten, Feldern und im Gemüsegarten ausgebracht was eine erfolgreiche Ernte versprach und das Stroh der Getreidefelder wurde als Einstreu für die Stallungen verwendet. Sein Traum war es zudem immer, das eigene Getreide zu mahlen und daraus sein Brot zu backen, doch dafür fehlte leider die Zeit.

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„Ich kann nicht alles, aber von Allem ein bisserl, und das reicht mir um durchs ganze Leben zu kommen.“

Genau das pflegte er immer zu sagen und gab mir von seinem Alles ein bisserl was ab. Während wir mit der Pferdekutsche fuhren, die Opa mit „Jüah“ und „Hoh“ steuerte (für mich nach wie vor immer noch faszinierend, dass die Pferde genau wussten was zu tun war) musste ich bei jedem Getreidefeld abspringen, eine Ähre pflücken, mit auf die Kutsche bringen und wir analysierten sie bis zum Inneren des Korns. Dann erklärte er mir welches Getreide wofür verwendet wird und schaffte es damit jedes Mal, dass ich bei der Ankunft zuhause einen Riesenhunger auf frisches Gebäck hatte.

Fragt man mich nach dem größten Verlust meines Lebens, so lautet die Antwort: ER. Mein Hunger nach seinem Wissen, seinen großen rauhen Händen, seiner uneingeschränkten Liebe erlischt einfach nicht. Und doch hat er mir so viel mehr mitgegeben als ich in ein paar Sätzen schreiben kann.

Wieso ich gerade jetzt darüber schreibe?

Das erfährt ihr in meinem nächsten Artikel.

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Elke

    wirklich schön worte… das vermittelte wissen von oma und opa hilft einem immer wieder im leben… eine schöne zeit!

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