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Feldküche 1552m ü. M.

Es wohnt Genuss im dunklen Waldesgrün,
Entzücken weilt auf unbetretner Düne,
Gesellschaft ist, wo alles menschenleer,
Musik im Wellenschlag am ewigen Meer,
die Menschen lieb ich, die Natur noch mehr.
– Lord Byron

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Das ist eindeutig eine meiner liebsten Kombinationen auf der ganzen Welt… Berge, Wald, Luft, Lagerfeuer, gemütliche Kleidung, Sonnenaufgänge, Sonnenuntergänge, Wein und gute Freunde. Einfach, magisch, mystisch und abenteuerlich. Genau das durfte ich Ende Juli, Anfang August zur Gänze erleben. Im Gegensatz zu den letzten Jahren verbrachte ich meine freien Tage nicht am Meer, am See, im Süden, auf einer Insel, sondern mitten in den Bergen. Nach all den aufregenden, arbeitsreichen letzten Monaten war es eine wahre Wohltat endlich an die frische Luft zu kommen. Tief einzuatmen. Der Natur zu lauschen. Endlich einmal Ruhe zu finden, wenn auch mein Innerstes nicht ganz zur Ruhe kam, so aufrengend, abenteuerlich und berührend waren die Erlebnisse bei der Feldküche 1552m ü. M..

Erstmalig habe ich heuer versucht das Erlebte in einem Follow Me Around-Video festzuhalten und ich hoffe, dass ich euch so einen Einblick in den Alltag bei der Feldküche 1552m ü. M. geben kann. (Wenn euch das Video gefallen hat, lasst es mich bitte wissen, dann werde ich in Zukunft öfter versuchen derartige Videos zu machen)

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Es war Donnerstag der 28.7.16, als Coffee (mein Australian Shepherd) und ich uns Richtung Berge auf den Weg machten. Es kostete mich schon einige Überlegungen, ob ich meinem Hund eine 4-stündige Autofahrt und darauffolgend 3 Seilbahnen bis zur Spitze des Krippenstein am Dachstein zumuten kann. Doch eine Freundin meinte „Wenn nicht jetzt, wann dann? Sie ist jung, und wird es lieben bei dir zu sein“ und schon war meine Entscheidung gefallen. Es ist nicht immer der einfachste Weg der Beste. Im Nachhinein war es die aller aller beste Entscheidung die ich treffen konnte und es war einfach unglaublich wie Coffee mit der neuen Situation, ihrer neuen Herde (wie ich es gerne liebevoll nenne) umgegangen ist.

Kurz nach Mittag kamen wir am Krippenstein, auf über 1550m an und wurden bereits von zweien unserer Freunde willkommen geheißen. Das Gebirge am Dachstein ist sehr steinig, die Wege zu unseren Hütten in Krippenbrunn sehr steil und schwierig zu begehen, weshalb sich das Team der Feldküche ein Quad zur Unterstützung besorgt hat und unser Gepäck so nach unten brachte. Beinahe zeitgleich kamen auch die liebe Milena Broger (hier habe ich schon über sie berichtet) und ihr Bruder Konrad am Krippenstein an und so konnten wir gemeinsam zu den Hütten aufbrechen.

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Schon vom ersten Moment an war ich verliebt in die Landschaft, in all ihre Rauheit, Mystik und Geschichte. Bei Ankunft in Krippenbrunn steig meine Vorfreude noch mehr, es war von der ersten Sekunde an klar, dass die nächsten Tage alles Erwartete übertreffen werden. Die Dachstein Lodge am Krippenstein, wie die Anlage mit ihren 16 Hütten genannt wird, war Zentrum des Geschehens, wo eine Woche lang gekocht, gesammelt, gejagt und experimentiert wurde. Man kann sagen, dass es die Krönung aller bisheriger Feldküche-Events war und die Organisatoren Martin, Matthias und Philipp von friendship.is haben für die Besucher und Freunde ein mehr als spannendes Programm auf die Beine gestellt. An insgesamt 3 Abenden kochten grandiose Köche für jeweils um die 50 Gäste, die den im wahrsten Sinne des Wortes steinigen Weg zur Feldküche in Kauf nahmen um etwas Außergewöhnliches zu erleben. Umrahmt wurde das Ganze noch von mehreren DIY-Workshops mit Spezialisten, unter anderem luden die Bundesforste, die seit nun 3 Jahren Partner der Feldküche sind, und ihr Förster Poldi Putz zu einer Kräuterwanderung ein um die Region rund um Krippenbrunn genauer zu erkunden. Ein weiterer begnadeter Kräutersammler und Koch, Christoph Fink, vervollständigte dann das Wissen rund um die Heilkraft der Wildkräuter in seinem Wildkräuter-Detox-Workshop. Franzi von der Buchbinderei Wien lud uns ein mit ihr unser eigenes Buch zu binden und Tobias Müller (Journalist bei derstandard, selbst begnadeter Koch und Betreiber des Heurigen Schwein und Wein in Purbach im Burgenland) lernte den Besuchern in seinem Erdloch-Workshop wie man Fleisch in einem Erdloch gart. Alles ist möglich, manchmal braucht man nur jemanden der einen zeigt WIE.

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Hier am Berg hatte jeder seine Aufgabe, die er mit bestem Wissen und Gewissen verfolgte. Die unterschiedlichen Professionen, wurden durch neue Aufgabenbereiche ersetzt und so kam es dass die singenden Girls, die im echten Leben eigentlich auch ganz anderen Dingen nachgehen, die Zimmer dekorierten und für Gäste vorbereiteten, der Journalist und der Boku Student, der sich sonst mit Wasserwirtschaft beschäftigt, Erdlöcher graben, die Marketing-Leiterin für das Frühstück zuständig ist und ich als Grafik Designerin in der Küche helfe bzw. versuche an jedem Start in den Tag frisches auf den Tisch zu stellen. Das Brot backen hier am Berg gestaltete sich anfangs etwas schwierig, zumal es keine Waage gab ich und meine zuhause vergessen hatte. Glücklicherweise gelang es dennoch auf Anhieb und ich musste meinen Händen, meinem Gespür und Geruchssinn viel mehr vertrauen, was mich wieder näher zur Natur führte und meine Wahrnehmung schärfte.

Nebenbei waren wir alle Kräutersammler, Abwäscher, Köche, Organisatoren, Portiers, Tischeindecker und vor allem eines: Naturliebhaber. Auf die Leidenschaft kommt es an, egal wofür. Und können tun wir ohnehin alle mehr als wir denken. Es sind die kleinen Aufgaben, liebevoll ausgeführt, die dafür gesorgt haben, dass wir so eine wunderbare Zeit in Krippenbrunn miteinander hatten. So wie früher taten wir Dinge miteinander, mit unseren eigenen Händen.

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Was uns wieder zum Essen bringt. Einfaches Essen, fürsorglich zubereitet aus hochwertigen Lebensmitteln. Die erste Köchin, die am Samstag für über 45 Gäste und Crew kochte, war die 23-jährige Vorarlbergerin Milena Broger. Es verlangt schon ordentlich Mut, Geschick und Ideenreichtum ein so umfangreiches Menü in dieser Höhe ohne eingespieltes Küchenteam und jegliche Vorbereitungen zuzubereiten. Nebenbei noch all die Mitwirkenden mit herrlichem Mittagessen zu verwöhnen und immer gut drauf zu sein. Außerdem hat Milena sich trotz der doch professionell ausgestatteten Küche im Haupthaus der Natur als Küche bedient, nämlich indem die Rehschlögel, Zwiebel und Rüben mit Unterstützung ihres Bruders Konrad, im Erdloch zubereitet wurden, Butter auf der Feuerstelle geräuchert wurde und frisch gefangene Waldameisen frittiert wurden und als Würze auf den gegarten Rüben dienten.

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Die Leidenschaft für gutes Essen und originelle Zubereitungsvarianten haben Konrad und Milena eindeutig gemeinsam und schon am Freitag Nachmittag wurde das Erdloch ausgehoben und angeheizt, welches dann am Samstag als Backofen für die Hirschschlögel und Rüben diente. Gebettet auf Zirbenästen wurden dann schon früh am Morgen die Schlögel hineingelegt und fürsorglich unter der frischen Walderde begraben. Hier ruhten sie auch bis zum Abend, als die ersten Gäste, die sich auf der Website der Feldküche für dieses Abenteuer anmelden konnten, ankamen und ihre Hütten bezogen. Begrüßt wurden die Gäste mit frischen Brötchen, wofür ich frisch am Morgen das Sauerteig-Wurzelbrot gebacken habe, belegt mit Wildfleischsalat und Hüttenkäse mit Brennnesseln.

Auf einem ehemaligen Tennisplatz wurde die wunderbare Tafel der Feldküche, mittlerweile schon Synonym für unglaubliche Geschmackserlebnisse an originellen Plätzen, aufgebaut und glücklicherweise konnten die Gäste hier auch die ersten drei Gänge genießen, ehe wir von spannendem Wetter überrascht wurden. Als nächsten Gang an der Tafel gab es marinierte Reinanke und Saibling mit Gerste und Bergthymian, worauf die vorher schon angekündigten Rüben im Erdloch, Waldameisen, Joghurt, Ume (japanische Pflaume) und Blüten folgten. Das mit Waldbier gekochte Rehragout mit Dörrbirnen und Kaiserschmarren passte perfekt zur kuscheligen Stimmung in der warmen Stube und der darauf folgende Hirschschlegel mit Wirsing und geräucherter Butter sorgte für tobenden Applaus, sodass die Fenstergläser klirrten. Den süßen Ausklang machte der cremige Maisgrieß mit Blütenpollen-Creme fraîche Parfait. Dieser Tag war für mich etwas ganz Einzigartiges, da ich zum ersten Mal tatsächlich von Beginn der Vorbereitungen bis zum letzten Gang mit in der Küche war und Milena und Konrad nicht nur über die Schulter schauen durfte, sondern auch selbst mitwirken und lernen konnte. Ein Dreamteam die beiden, ganz „bsundrige Menschen“, wie ichs im gelernten Vorarlberger Dialekt gerne sage.

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Am nächsten Morgen wurde erstmal ausgeschlafen und gut gefrühstückt, ehe die Gäste verabschiedet wurden und der neue Koch für grandiosem Duft aus der Küche sorgte. Anita und Martin Kilga waren die beiden Künstler, die uns schon den ganzen Tag mit den betörenden Gerüchen in die Küche lockten. Erst vor kurzem haben die beiden das Restaurant Paradoxon in Salzburg übernommen und begeistern ihr Publikum mit einem einzigartigen Konzept. Regelmäßig unregelmäßig holen sich die beiden neue Partner in ihr Restaurant, unlängst eben einen Barber, kann aber auch ein Rad-Restaurateur sein, oder ein Tätowierer. Ein ganz heißer Tipp für alle Salzburg-Besucher, ich verspreche euch – ihr werdet auf alle Fälle überrascht!

Auch das Menü der Kligas überraschte – begonnen mit Sauerampfercreme, Blumenkohl und Marille, und weitergeführt mit Saibling, Kartoffel-Senfsaat-Salat, Kernöl-Espuma und schwarzen fermentierten Knoblauch. Die fangfrische Reinanke von den Bundesforsten mit Artischocken und Steinpilzen war einfach himmlisch, ebenso wie die Schlipfkrapfen mit Brennnessel, Spinat und Bergkäse. Besonders begeistert war ich aber von der nächsten Kombination: Rehleber und Räucheraal mit Teriyaki, Sellerie-Miso Creme und Rosmarin. Nicht zu vergessen den auf der Zunge zerschmelzenden Rehrücken mit schwarzem Reis, Haselnussschaum und Besam-Nussbutter Mayonnaise und das Dessert mit Brombeere, Buttermilch, Honig und Latschenkiefer, welches Anita zubereitete. Ein Wahnsinns Menü, welches meinen Geschmack nicht besser hätte treffen können!

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Eines der Highlights auf dem Krippenstein war aber auch der nächste Tag, denn endlich ging es „Into the wild“ mit uns. Überraschenderweise und ohne große Planung waren wir gegen 11:00 Uhr eine Gruppe aus über 15 Personen, die beschlossen zu einer größeren Wanderung aufzubrechen. Das Wetter, welches als eher kühl und nass prognostiziert wurde, war überraschenderweise auf unserer Seite und bis auf ein paar kurze Regenphasen, war es perfekt fürs wandern. Gemeinsam wanderten wir durch saftig grüne Wiesen, vorbei an Mooren, hinauf auf Berge und nah an Felsklippen – es war der Moment, in dem wir die Wildnis und die Natur um uns herum mit jeder Zelle unseres Körpers spüren konnten. Die Augen stets auf das gerichtet was vor uns lag, um dann am Ende auf alles, was hinter uns war, hinunterblicken zu können. Ein ganz mystischer und magischer Tag, und mehr als gelungener Abschluss an einem der einzigartigsten Orte, an denen ich jemals sein durfte.

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Ein ganz großes Dankeschön gilt meinen Freunden von der Feldküche für die Möglichkeit euch begleiten zu dürfen und den vielen lieben neuen und alten Freunden, die mit mir gemeinsam einfach eine unglaublich gute Zeit hatten!

Pfiat eing God,
das Mundwerk

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Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. sassi

    ich liebe deine fotos so sehr! das nimmt einen tatsächlich ein bisschen mit auf 1552m über dem meer! danke. 🙂

    1. meli

      Danke Sassi, musst auch mal hinkommen 🙂

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